In Berlin haben Hobbyfotografen es nicht leicht, wenn sie in der Perseidennacht auf Sternschnuppenjagd gehen. Die Lichtverschmutzung ist so hoch, dass selbst bei Neumond mit bloßem Auge fast gar keine Sterne zu erkennen sind. Da ich nun aber die Kamera schon parat hatte, dachte ich, versuche ich mich doch an was anderem: Am Fotografieren von Sternspuren nämlich.
Diese bekommt man, wenn man sein Himmelsmotiv (zu) lange belichtet: Statt Sternen hat man wegen der Erddrehung plötzlich kleine Schweife im Bild. Je nach verwendeter Brennweite tritt dieser Effekt früher oder später auf. Faustregel für die Belichtungszeit, wenn man diese Schweife nicht haben will: 500 / Brennweite * Cropfaktor der Kamera.
In meinem Fall wollte ich sie aber haben, also stellte ich die Belichtungszeit auf 30 Sekunden. Genug für mich, um Sternspuren statt nur Sterne einfangen zu können. Da mein verwendetes 17mm-Objektiv (34mm KB-Äquivalent) eine Anfangsblende von F1.8 hat, konnte ich den ISO getrost auf dem niedrigsten Wert belassen (200 in meinem Fall) und musste später nichts entrauschen. Die Kamera nahm so definitiv mehr Sterne auf, als ich mit meinen Augen wahrnehmen konnte.
Gut Sternspur will Weile haben.
Da nun 30 Sekunden aber natürlich noch längst nicht genug sind, um wirklich lange Sternspuren einfangen zu können, muss man ziemlich viele Bilder machen. Meine Olympus OM-D E-M10 hat glücklicherweise einen sehr feinen Modus, der dies für mich übernimmt: Alle 30 Sekunden wird ein Foto aufgenommen. Die Lichtunterschiede werden jeweils nur ins erste Foto »gemalt«. Dies geschieht so lange, bis ich die Aufnahme unterbreche. Ich habe also eine geschlagene Stunde belichtet und kam so wohl auf 120 Einzelfotos für meine Aufnahme. Ganz schön frisch draußen, wenn man so lange herumsteht. 😉 Falls deine Kamera einen solchen Modus übrigens nicht hat, musst du tatsächlich viele, viele Einzelfotos aufnehmen und diese hinterher mit einer Software zusammenfügen. Das geht bspw. mit Photoshop oder mit Startrails. In diesem Fall brauchst du aber unbedingt einen Fernauslöser, um nicht zu verwackeln.
Immer auf den Vordergrund achten
Weil ich nun von der Dachterrasse aus keine besonders schöne Kulisse habe, entschied ich mich, die Hausdächer gegenüber als Vordergrund zu verwenden. Denn wie immer gilt: Ganz ohne Vordergrund sind auch Fotos von Sternspuren relativ langweilig. Mit 30 Sekunden bei Offenblende waren die beleuchteten Fassaden und das Laternenlicht natürlich gnadenlos überbelichtet. Daher nahm ich hinterher ein letztes Bild mit Blende F10 und 10 Sekunden Belichtungszeit auf. Dadurch bekam ich einen hübschen Lichtstern in der Laterne (einen schönen Vordergrund ergibt das alles immer noch nicht, aber immerhin).
Anschließend arbeitete ich die Lichter in Lightroom etwas heraus und fügte beide Bilder in Photoshop zusammen. Dafür maskierte ich die zweite Aufnahme und malte nur die korrekt belichteten Häuser in mein Ursprungsbild.
Sicher kein Jahrhundertfoto, aber für den ersten Versuch, wie ich finde, gar nicht mal so schlecht. 🙂
Hoi, Thomas.
Licht lässt sich in solchen Fotos wie gleichzeitig Leinwand & Farbe verwenden; slow painting zudem, wenn ich an die Stunde „Stativzeit“ denke. Ein netter Kontrastgedanke, ist doch Licht unaufhörlich unterwegs; wie die Stars auf dem roten Teppich – ein Foto hier, ein Foto dort.
Du siehst, ich assoziiere mal wieder frei vor mich hin… ?
Einen weiteren Bildeffekt erzielst Du ja auch mit den Wolken (nehme ich jetzt mal an, dass es Wolken sind), die den Mittelpunkt quasi unterfüttern. Darüber scheint sich der Himmel auch eindeutiger für das Blau entschieden zu haben.
Die Sterngucker unter den Himmelsbeobachtern werden sicher genau wissen, welches Sternenlicht nun am längsten hier unterwegs war, um digitalisiert auf einem Speicher zu landen.
Der „vergelbte“ Strommast wirkt allein durch die entstandene Farbe wie surreal.
Zur Foto-Galerie noch:
Den Spatz könnten auch profanere Vorstellungen umtreiben – „Futter!?“ (gelungener Schuss übrigens, als hättest Du den Kleinen für engagiert).
Lili scheint in katzengleicher Geduld auf ein eintreffendes Ereignis oberhalb zu warten. „Ich habe Zeit“ scheint hier der Gedanke zu sein. Rein von der Atmosphäre wirkt das Foto wie aus den Fünfzigern.
bonté
Hallo RoM,
zugegeben, die Farbe des Himmels hab ich etwas nachgetönt. Der war allenfalls blassblau, eher ein Stück ins Graue hinein. Interessant sind dagegen die unterschiedlichen Farben der Sterne. Hier hab ich nichts gemacht, das sah tatsächlich so aus. Der Schleier sind übrigens echt Wolken. Erst hatte ich mich geärgert, aber dann am Ende passten sie doch gut ins Bild. Schlimmer waren da schon die durchfliegenden Flugzeuge. Ein Hoch auf Photoshop in diesem Fall. 🙂
Bei. Katzenfoto hatte ich etwas mit schwarz-weiß in der Kamera experimentiert. Da sah es aber besser aus als nachher auf dem Rechner. Dennoch poste Lili so schön, da musste ich das Bild dann doch behalten. 😀
Viele Grüße
Thomas