An unserem ersten kompletten Tag auf Rügen hatten wir uns vorgenommen, ein wenig zu wandern. Wir wussten, dass etwas östlich von Binz der Ort Sellin zu finden sein würde. Da dieser aber nicht eben um die Ecke lag, wäre uns im Traum nicht eingefallen, zu Fuß dorthin zu gehen. Nun ja, irgendwie landeten wir dann doch da, aber eins nach dem anderen. 😉
Vom Wald an den Strand
Am frühem Morgen schlugen wir uns mit vollem Bauch und leichtem Gepäck (abgesehen vom tonnenschweren Kameraequipment *hust*) erst einmal in den Wald. Dass die Insel nicht sehr inselig wirkt, wenn man nicht gerade am Strand ist, habe ich ja schon im letzten Post erwähnt. Dafür findet man auf Rügen aber wirklich schöne Wälder, überhaupt fällt die Vegetation sehr üppig aus.
Der Waldspaziergang dauerte nicht lange an, ziemlich zügig fanden wir uns am Strand wieder. Da war es wieder, das Insel-Feeling. Obwohl wir gegen Mittag da waren, hatte ich aus fotografischer Sicht nicht mit der Sonne zu kämpfen, weil wir eben im Norden der Insel und im Schatten der Steilküste unterwegs waren. Zeit, mich an ein paar Langzeitbelichtungen zu versuchen.
Endlich konnte ich mein Ultra-Weitwinkel-Objektiv für den Zweck nutzen, zu dem ich es gekauft hatte! Wer’s nachmachen möchte, für den gilt wie immer: Stativ ist Pflicht! Außerdem benötigt ihr mindestens einen ND1000-Filter, um die Belichtungszeit um den Faktor 1000 zu verlängern. Klingt viel, aber bei grellem Tageslicht ermittelt eine Kamera schnell mal 1/4000 Belichtungszeit. Der Filter multipliziert die Zeit mit 1000, sodass man auf eine Viertelsekunde kommt. Noch ein ND8-Filter davor, selbst dann ist man gerade mal bei zwei Sekunden. Einfache Mathematik eigentlich.
Weiter nach Sellin dank Möwen und Kormoranen
Die Rügener Tierwelt besteht gefühlt fast ausschließlich aus diversen Möwenarten und Kormoranen. Beide Vögel ließen sich ganz wunderbar vom Steilufer aus beobachten.
Und so liefen wir von einem vogelbesetzten Findling zum nächsten, bis wir irgendwie ganz schön weit von Binz entfernt waren. Da wir nicht über den steinigen Strand zurückgehen wollten, nahmen wir einen der Wege, die hinauf auf die Steilküste führten, und genossen beim Weiterwandern noch etwas die wunderschöne Aussicht.
Durch den Wald bis Sellin
Tja, und wie wir so schön wanderten, offenbarte doch ein Blick auf die Karte, dass wir inzwischen ziemlich genau die halbe Strecke von Binz nach Sellin gelaufen waren. Sellin kennt man fotografisch durch seine Seebrücke mit dem markanten Gebäude drauf und die hätte ich ohnehin gern fotografiert. Also fiel die Entscheidung nicht schwer: Weiter durch den Wald bis Sellin.
Im Ort angekommen, taten uns ordentlich die Füße weh. Erst mal ging’s ins nächste Restaurant, wo man allerdings der Tageszeit wegen noch nichts Warmes servieren wollte. Also mampften wir einen üppigen Eisbecher und verdarben uns die Mägen mit Cola bzw. gutem Bier. Beim anschließenden Besichtigen des Ortes kamen wir überein, dass Sellin irgendwie hübscher ist als Binz.
Abendlicher Fotospaß
Als die Sonne allmählich unterging, machten wir uns abermals auf zur Selliner Seebrücke, um sie mitsamt dem hoffentlich atmosphärisch beleuchteten Gebäude drauf zu fotografieren. Da es sich, wie angesprochen, um einen recht beliebten Fotospot handelt, rechnete ich schon damit, nicht der einzige Besucher mit Kamera zu sein. Das war bisher einfach immer so! Und so sollte es auch diesmal kommen …
Am oberen Ende der Treppe, die zur Seebrücke hinunterführt, hatte sich bereits ein weiterer Fotoenthusiast mitsamt Stativ bereitgemacht. Ich baute also meinen Kram direkt daneben auf und abwechselnd durfte jeder mal genau mittig ein Foto machen. Während wir ein wenig fachsimpelten, wurde es dunkler und endlich gingen auch die Lichter im Restaurant auf der Seebrücke an. Allerdings nicht symmetrisch auf beiden Seiten.
Der Fotograf neben mir hatte seine Frau und offenbar seine Schwiegermutter mitgebracht, und die beiden waren da nicht zimperlich. Sie boten an, unten mal nachzufragen, ob sie das Licht auch auf der rechten Seite des Gebäudes einschalten könnten, damit ihr Mann ein schönes Foto machen könne.
Leider blieb das Licht aus, da der Gebäudeteil wohl nur beleuchtet wird, wenn dort Hochzeiten stattfinden. Schade! Dafür hatten wir laut der Frau meines Fotonachbarn aber offenbar bereits Aufsehen erregt. Was da oben denn los sei, wurde sie gefragt, da stünden ja Leute mit Kameras. »Ja, einer davon ist mein Mann. Da ist gar nichts los!«, gab’s prompt zur Antwort. Und so gab es neben allerlei Erheiterung eben eine asymmetrisch beleuchtete Seebrücke fürs Foto.
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